Wem gehört Lüneburg

Zeitraum: 2019

Kunde: Landeszeitung Lüneburg

Leistung: Kreation, Produktion (Instagram), Live-Formate

Wem gehört Lüneburg ist unser Prototyp für die Bürgerrecherche in einer Community.

Es ist Januar 2019. Eingeladen hat Marc Rath, Chefredakteur der Landeszeitung für die Lüneburger Heide, Anna Paarmann, die junge Lokalredakteurin, Katja Grundmann, zuständig fürs Digitale sowie Justus von Daniels vom Büro Correctiv — gemeinnützige Recherchen für die Gesellschaft. Und wir, Astrid Csuraji und Jakob Vicari, zwei kreative Journalisten und Innovatoren. Mit am Tisch: die Überzeugung, dass es für den Lokaljournalismus noch nicht zu spät ist.

Unsere Plattform: die Landeszeitung aus Lüneburg. Eine typische deutsche Lokalzeitung, die in der ältesten noch in Familienbesitz befindlichen Druckerei der Welt gedruckt wird. 25 Redakteure, eine verkaufte Auflage von 27.823 Exemplaren.

Unser Methodenkoffer

Wir sind die mit den Koffern.

Manchmal fragen uns Leute, warum die Miete für unseren Journalismus-Zukunfts-Methoden-Koffer so hoch ist. Nun, es ist ein großer Koffer. Ein SEHR großer Koffer. Es würde ein Stachelschwein hineinpassen. Und noch unser Entwicklungschef. Und die beiden hätten noch Platz für eine Siebträgermaschine.

Tatsächlich ist nicht so viel Platz, denn er ist meist randvoll.

Drin stecken Sharpies, neonfarbenes Gaffa-Tape, Post-its, Time Timer und Klebepunkte, … Werkzeuge zum Prototypenbau, wie Spudger, Schiebelehre, Dritte Hand, Isolierzange, Dremel-Tool, Zangen, Pinzette, Glasfaser-Polierstift, Bohrer, Bithalter mit Bits, …. Wiegt 57 Kilogramm. Braucht im Hotel ein King-Size-Bett. Hat eine eigene Belüftung. Aufs Einzelteil gerechnet ist die Miete also wirklich günstig.

Wie kommt die Zeitung ins Gespräch mit denen, die sie lesen? Und wie mit denen, die sie nicht lesen? Wie erzeugen wir 27.823 Überraschungsmomente?

Journalismus als Gespräch ist ein Erfolgsmodell. Im letzten Jahr kamen bei “Deutschland spricht” von Zeit Online an einem Tag 9.000 Menschen zusammen, die sich mit Menschen anderer politischer Überzeugungen austauschen wollten.

Mit der Bürgerrecherche “Wem gehört die Stadt” hat das Recherchebüro Correctiv einen Bestseller gelandet. Redaktionen in Hamburg, Berlin, Düsseldorf haben das Projekt bereits umgesetzt, aktuell sind Lüneburg, Heidenheim und Minden dabei, andere stehen in den Startlöchern.

Die Jury des Grimme Online Awards 2019 lobt:

"Wem gehört Hamburg?“ ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Journalismus im Netz und unter Nutzung digitaler Tools seiner gesellschaftlichen Aufgabe und Verantwortung gerecht werden kann.

WEM GEHÖRT DIE STADT ist als Daten- und Crowdrecherche rund um den lokalen Wohnungs- und Immobilienmarkt angelegt. Alles über die Idee dahinter steht hier bei Correctiv.

Wir haben die Correctiv-Idee weitergedacht. Bürgerrecherche haben wir unser Konzept genannt. Und mit den Bürgern wollen wir ins Gespräch kommen. Journalismus als Gespräch übers Wohnen — wozu das gut sein soll? Inhaltlich ist die Antwort eindeutig: Wohnen ist das drängende Thema in unserer Stadt. Wir glauben, dass darüber besser diskutiert werden kann, wenn der Immobilienmarkt transparenter wird. In Deutschland sind Grundbücher nicht öffentlich, in Lüneburg gibt es nicht mal einen Mietspiegel. Transparenz geht hier also nur, wenn Menschen — Datenbesitzer — freiwillige Angaben machen und uns ihre Daten und Geschichten anvertrauen.

Um die Menschen zu überzeugen, Teil der Recherche zu werden, müssen wir raus aus der Redaktion, rein in den Park. Weg vom Schreibtisch, ran an die Gartenzäune. Jeff Jarvis hat Recht: Journalismus ist Gespräch. Und das findet in Lüneburg nicht auf Twitter statt, sondern auf dem Marktplatz. In den Cafés. Bei der persönlichen Begegnung.